Beispiel 2: Erwerbsleben

Ein deutscher Tourist kommt in ein spanisches Fischerdorf und trifft dort auf einen Fischer, der, alle viere von sich streckend, am Strand liegt und sich sonnt. Zwischen den beiden entwickelt sich jetzt folgendes Zwiegespräch.
 
Tourist: Warum liegst Du untätig am Strand und sonnst Dich? Du könntest doch während der Zeit gut Fische fangen?
Fischer: Ich habe heute bereits einen Fisch gefangen.
Tourist: Und wo hast Du den Fisch?
Fischer: Ich habe ihn meiner Frau gegeben. Sie brät ihn in der Pfanne, für mich und meine Kinder.
Tourist: Aber warum fängst Du nicht mehr Fische als nur den einen?
Fischer: Weil ich nicht mehr essen kann.
Tourist: Und morgen, was isst Du morgen?
Fischer: Morgen esse ich einen anderen Fisch. Aber den brauche ich jetzt noch nicht zu fangen; es genügt, wenn ich morgen früh die Angel danach auswerfe.
Tourist: Sieh mal, wäre es nicht besser, Du würdest nun mehr Fische fangen als nur den einen?
Fischer: Warum? Was soll ich mit den vielen Fischen anfangen, wo ich doch nicht mehr als einen essen kann?
Tourist: Du könntest sie in der nächsten Stadt auf dem Fischmarkt verkaufen.
Fischer: Gut: Und was habe ich davon, wenn ich für die Fische Geld kriege?
Tourist: Du könntest Dir statt Deiner Angel ein Fischernetz kaufen. Und mit dem Netz könntest Du am nächsten Tag die doppelte Menge Fische fangen.
Fischer: Und was mache ich mit der doppelten Menge Fische?
Tourist: Auch verkaufen auf dem Fischmarkt. Und dann hast Du doppelt so viel Geld wie am Tag zuvor und kannst Dir nicht nur ein Netz leisten, sondern sogar ein Boot kaufen, damit aufs Meer hinausfahren, wo viel mehr Fische sind und am nächsten Tag noch mehr Fische fangen.
Fischer: Und noch mehr Fische und noch mehr Fische! Und was, in Gottes Namen, mache ich mit der drei- oder vierfachen Menge Fische?
Tourist: Ganz einfach, Du verkaufst sie am Markt. Und wenn Du das eine Zeitlang so machst, bist Du eines Tages so reich, dass Du es Dir erlauben kannst, einen Fischer bei Dir einzustellen, der für Dich die Fische fängt.
Fischer: Und was habe ich davon, wenn ich einen Fischer anstelle und für mich arbeiten lasse?
Tourist: Nun, dann brauchst Du selbst nicht mehr zu arbeiten, sondern kannst beispielsweise hier am Strand auf der faulen Haut liegen und Dich sonnen.
Fischer: Das kann ich doch jetzt auch!
(nach Noll, Ethikskript, Teil 2)
 
©Siegeltraining 2015, Quelle unbekannt
 
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